Was ist ein Reinke Ödem?
Ein Reinke Ödem ist eine meist spindelförmige Schwellung der Stimmlippe in ihrer gesamten Länge. Bei größeren Reinke Ödemen können die Stimmlippen ballonartig aufgetrieben sein und den Aspekt von wassergefüllten Kissen haben.
Extremformen des Reinke Ödems können eine Größe annehmen, bei der der Atemweg erheblich verengt ist.
Bei einem Reinke Ödem ist die weiche, gelatinöse Verschiebeschicht, der sogenannte Reinke‘sche Raum bzw. der oberflächliche Anteil der sogenannten Lamina propria, stark aufgetrieben. Diese Verschiebeschicht ist verantwortlich für das feine Abrollen der Stimmlippenschleimhaut und damit für die Klangschönheit der menschlichen Stimme.
Schwellungen oder Verdickungen dieser Gewebeschicht führen zu deutlichen Veränderungen des Stimmklanges.
beginnendes Reinke Ödem
Wie entsteht ein Reinke Ödem?
Ein Reinke Ödem entsteht in über 95% der Fälle im Zusammenhang mit dem Rauchen von Zigaretten.
Fast alle Patienten, die an einem Stimmband Ödem erkrankt sind, geben einen starken Zigarettenkonsum an. Darüber hinaus wird vermutet, daß auch eine überdurchschnittliche Stimmbelastung als Ursache eine Rolle spielt.
Interessanterweise sind in erster Linie Frauen jenseits des 40. Lebensjahres von der Erkrankung des Reinke Ödem betroffen.
Hormonelle Einflüsse werden daher in diesem Zusammenhang als Entstehungsursache ebenfalls diskutiert.
ausgeprägtes Reinke Ödem
Welche Beschwerden verursacht ein Reinke Ödem?
- Tiefe und raue Stimme
- Einschränkung der Modulationsfähigkeit
- Schnelles Ermüden der Stimme
- Beeinträchtigung der Atmung
(Kurzatmigkeit, Atemgeräusche)
Patienten mit Reinke Ödemen beklagen in erster Linie eine tiefe, raue Stimme, eine Einschränkung der Modulationsfähigkeit sowie ein schnelles Ermüden der Stimme. Patientinnen geben häufig an, am Telefon für einen Mann gehalten zu werden. Längeres Sprechen kostet überproportional viel Anstrengung.
Wenn das Stimmband Ödem eine bestimmte Größe überschritten hat, kommt es häufig auch zur Beeinträchtigung der Atmung. Die Patienten beklagen eine Kurzatmigkeit und zuweilen ein auffälliges Geräusch bei der Einatmung. Bei besonders großen Reinke Ödemen kann die Atmung in erheblicher Weise gestört sein.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Die Behandlungsmöglichkeiten im Überblick:
- Stimmtherapie
- Stimmchirurgie
Ohne Einfluss auf das Krankheitsbild:
- Medikamentöse Therapie
- Inhalation
In den Frühstadien läßt sich das Reinke Ödem häufig im Rahmen einer intensiven Stimmtherapie stimmlich kompensieren.
Bei mittleren und größeren Formen des Reinke Ödems ist die Stimmchirurgie fast immer die Therapie der Wahl. Die phonochirurgische Intervention beim Reinke Ödem wird ausführlich auf der Seite Operation Reinke Ödem beschrieben. Darüber hinaus ist dringend zu empfehlen, den Zigarettenkonsum deutlich einzuschränken oder noch besser vollkommen einzustellen. Auch nach einer erfolgreichen Operation führt fortgesetztes Zigarettenrauchen erneut zur Bildung von Reinke Ödemen.
Medikamente, z. B. Entwässerungsmittel, führen bei einem Stimmband Ödem nicht zu der gewünschten Volumenverkleinerung. Da es sich um eine Erkrankung des subepithelialen Raumes, also um eine Gewebeschicht unterhalb der Stimmbandoberfläche handelt, führen auch abschwellende Inhalationen nicht zum gewünschten Erfolg.
Beispiel für die stimmchirurgische Behandlung eines Reinke Ödems
Reinke Ödem vor der OP
Reinke Ödem nach der OP
Wahrheit und Mythen über das Reinke Ödem
Beim Reinke Ödem handelt es sich grundsätzlich nicht um eine Präkanzerose, das heißt um eine Vorstufe von Kehlkopfkrebs. Da sich das Reinke Ödem aber fast ausschließlich bei starken Rauchern entwickelt, muss darauf hingewiesen werden, dass sich unabhängig vom Reinke Ödem auch ein Stimmlippenkrebs entwickeln kann.
Zigarettenkonsum ist als häufigster Auslöser von Kehlkopfkrebs bekannt. Daher sollten sich Patienten mit Reinke Ödem regelmäßig einer fachärztlichen Untersuchung unterziehen, zumal der ohnehin durch das Reinke Ödem stark gestörte Stimmklang die Entwicklung von Kehlkopfkrebs maskieren kann.
Fallbeispiel Reinke Ödem
Eine 48-jährige Versicherungsmaklerin bemerkt seit einigen Jahren zunehmende Stimmbeschwerden. Die Stimme ist rau und tief, sie wird bei Telefonaten häufig für einen Mann gehalten, die Stimme ermüdet insgesamt deutlich früher als noch vor wenigen Jahren.
Die Patientin ist seit ihrer Jugend starke Raucherin, die täglich 20-30 Zigaretten raucht. In den letzten sechs Monaten haben sich neben der Stimmstörung auch Beeinträchtigungen der Atmung eingestellt. Insbesondere plagt die Patientin eine Kurzluftigkeit bei körperlicher Anstrengung, insbesondere beim Treppensteigen.
Die videostroboskopische Untersuchung beim Facharzt zeigt auffallend große Reinke Ödeme beider Seiten, wobei das Stimmband Ödem der rechten Seite deutlich größer ist als das der linken. Die Schwingungen der Stimmlippen sind deutlich vergröbert, der Stimmklang rau, die mittlere Sprechstimmlage deutlich abgesenkt.
Die Singstimme ist praktisch nicht mehr existent.
Der Patientin wird zu einer stimmchirurgischen Operation geraten. Dabei werden beide Stimmlippen in einer Sitzung, nach der Methode der plastischen Rekonstruktion, erfolgreich operiert. Nach einer zweiwöchigen Stimmruhe zeigen beide Stimmlippen annähernd gleiche Größe, schwingen symmetrisch bei vollständigem Stimmlippenschluss. Der Stimmklang ist dicht und klar, die mittlere Sprechstimmlage um eine Terz angehoben. Die Patientin empfindet ihre Stimme als angenehm, deutlich frischer und um 15 Jahre jünger als vor der Operation.
Sie hat den Zigarettenkonsum inzwischen auf zehn Zigaretten reduziert und plant innerhalb der nächsten sechs Monate einen völligen Verzicht.