Was sind Stimmbandleukoplakie und Kehlkopfkrebs?
Kehlkopfkrebs (Kehlkopfkarzinom)
Kehlkopfkrebs gehört zu den häufigsten bösartigen Tumoren im HNO-Bereich und manifestiert sich bei Männern deutlich häufiger als bei Frauen mit einem Altersgipfel zwischen dem 55. Und 65. Lebensjahr.
Man unterteilt die Kehlkopfkarzinome aufgrund ihrer Lokalisation in drei Gruppen.
- Glottiskarzinom (Karzinom der Stimmlippenebene) 60%
- supraglottisches Karzinom (Karzinom oberhalb der Stimmlippenebene) 40%
- subglottisches Karzinom (Karzinom unterhalb der Stimmlippenebene) 1%
Unter den Kehlkopfkarzinomen nimmt das Glottiskarzinom, welches primär auf die Stimmlippenebene begrenzt ist, einen Anteil von 60% ein.
Da Dr. Wohlt ausschließlich Kehlkopfkarzinome im Bereich der Stimmlippen operiert, soll im folgenden Text auch nur das Stimmlippenkarzinom, also das glottische Larynxkarzinom besprochen werden.
Plattenepithelkarzinom der Stimmlippe
Stimmbandleukoplakie
Eine Leukoplakie ist eine weißliche, nicht abwischbare Gewebeveränderung im Bereich der Stimmlippenoberfläche, die umschrieben, aber auch diffus ausgedehnt sein kann.
Aus einer Stimmlippenleukoplakie kann sich ein Stimmbandkrebs entwickeln, jedoch ist vom äußeren Aspekt die Gutartigkeit oder Bösartigkeit der Läsion nicht sicher zu bestimmen. Hier ist eine histologische Untersuchung des Pathologen erforderlich.
Stimmbandleukoplakie
Wie entstehen Stimmbandleukoplakie – Kehlkopfkrebs?
Zu den häufigsten Ursachen, die das Entstehen von Stimmlippenleukoplakie und Kehlkopfkrebs begünstigen, gehören das Zigarettenrauchen und der Genuss von Alkohol. Die Krankenvorgeschichte betroffener Patienten weist in der Überzahl deutliche Hinweise auf zumindest einen der beiden Risikofaktoren auf.
Darüber hinaus steht der laryngopharyngeale Reflux, also der Rückfluss von saurem Magensaft in den Larynx- und Pharynxbereich im Verdacht, die Entstehung von Stimmlippenleukoplakie und Kehlkopfkrebs zu befördern.
Darüber hinaus kann sich eine Leukoplakie am Stimmband auf der Basis einer chronischen Kehlkopfentzündung, also einer chronischen Laryngitis entwickeln. Bei Patienten mit seit Jahren bestehender chronischer Kehlkopfentzündung, die möglicherweise auf der Basis eines chronischen Konsums von Zigaretten entstanden ist, kann sich primär eine Leukoplakie und daraus ein Stimmbandkrebs entwickeln.
Welche Beschwerden verursachen Stimmlippenleukoplakien – Kehlkopfkrebs?
Eine Stimmbandleukoplakie, die als so genannte Präkanzerose des Larynxkarzinoms angesehen werden muss, verursacht meistens in Abhängigkeit von der Größe eine mehr oder weniger starke Heiserkeit. Die Heiserkeit ist das erste auffallende Symptom bei Schleimhauterkrankungen der Stimmlippen. Bei deutlicher Größenzunahme können ein dauerhaftes Fremdkörpergefühl im Hals und Schluckbeschwerden hinzutreten.
Es muss an dieser Stelle deutlich darauf hingewiesen werden, dass alleine vom Symptom Heiserkeit nicht auf einen gut- oder bösartigen Prozess der Stimmlippen geschlossen werden kann. Daher sollte eine länger als zwei bis drei Wochen anhaltende Heiserkeit unbedingt beim Facharzt im Rahmen einer Kehlkopfspiegelung untersucht werden.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
- Stimmchirurgie
Bei erstmals aufgetretenen, umschriebenen weißlichen Belägen:
- medikamentöse Therapie
- Inhalationen
Eine Stimmlippenleukoplakie als mögliche Vorstufe von Kehlkopfkrebs sollte auf jeden Fall histologisch untersucht werden, um eine mögliche Bösartigkeit auszuschließen. Daher ist die stimmchirurgische Intervention die Methode der Wahl.
Lediglich bei erstmals aufgetretenen umschriebenen weißlichen Belägen ist eine ca. 10-tägige intensive antientzündliche Behandlung mit Medikamenten und Inhalationen zulässig.
Sollte diese Therapie keinen Einfluss auf die Beläge haben, sollte umgehend eine chirurgische Intervention eingeleitet werden.
Die phonochirurgische Intervention bei Stimmlippenleukoplakie sollte unter stimmschonenden Gesichtspunkten erfolgen. Eine zu großzügige Entfernung der Leukoplakie im gesunden Gewebe führt postoperativ zu häufig erheblicher irreversibler Heiserkeit. Daher sollte in diesen Fällen eine schonende chirurgische Operationsmethode gewählt werden. Die phonochirurgischen Möglichkeiten der Intervention werden ausführlich auf der Seite Operation Stimmbandleukoplakie
Beispiel für die stimmchirurgische Behandlung einer Stimmbandleukoplakie.
Stimmbandleukoplakie vor der OP
Stimmbandleukoplakie nach der OP
Beispiel für die stimmchirurgische Behandlung eines Stimmlippenkarzinoms
Stimmlippenkarzinom vor der OP
Stimmlippenkarzinom nach der OP
Wahrheit und Mythen über die Stimmbandleukoplakie
Eine Stimmbandleukoplakie stellt per Definition eine Präkanzerose, das heißt eine mögliche Vorstufe von Kehlkopfkrebs dar. Dennoch kann aufgrund des Aspektes weder eine Bösartigkeit ausgeschlossen noch eine Gutartigkeit festgestellt werden. Es muss daher mit aller Deutlichkeit dem Patienten geraten werden, bei Nichtansprechen einer medikamentösen bzw. inhalativen Therapie sich einer stimmchirurgischen Maßnahme zu unterziehen. Hier ist das Gewinnen einer histologischen Gewebeprobe zur histologischen Feinuntersuchung
unumgänglich. Sollte sich in diesem Fall eine Bösartigkeit bestätigen, müssen weitere Therapiemaßnahmen besprochen werden. Hier kommen sowohl die Stimmchirurgie, die Bestrahlung als auch die Chemotherapie in Betracht.
Auf der anderen Seite muss ebenfalls darauf hingewiesen werden, dass weißliche Veränderungen an den Stimmlippen auch häufig sehr gut auf antientzündliche Medikamente ansprechen und sich unter der Therapie zurückbilden.
Fallbeispiel Stimmbandleukoplakie
Ein 52-jähiger Musiklehrer stellt seit einigen Monaten zunehmende Heiserkeit fest. Er berichtet über eine anfangs nur leicht belegte raue Stimme, im Verlauf der Monate habe sich jedoch eine erhebliche Heiserkeit eingestellt, die zusätzlich mit einem Tieferwerden der Stimme auffällig wurde. Das Singen im Musikunterricht sei zunehmend anstrengend, hohe Töne könne er seit kurzem gar nicht mehr singen.
Der Patient gibt einen Zigarettenkonsum von ca. 10 Zigaretten pro Tag an. Alkohol konsumiert er nur selten. Es habe sich jedoch vor ca. einem halben Jahr eine Kehlkopfentzündung eingestellt, die ihn über Monate stark beeinträchtigt habe. Hier sieht der Patient den Beginn der Heiserkeit.
Die videostroboskopische Untersuchung zeigt im mittleren Drittel der rechten Stimmlippe eine ausgeprägte leukoplakische Veränderung. Die Veränderung ist nicht mehr flächig begrenzt, sondern weist bereits ein so genanntes exophytisches Wachstum auf, das heißt eine diffuse Gewebeformation an der Oberfläche der Stimmlippe. Die rechte Stimmlippe ist gegenüber der linken deutlich gerötet, die Atembeweglichkeit der Stimmlippen jedoch regelrecht. Die Schwingungsfähigkeit der rechten Seite ist gegenüber Links ebenfalls eingeschränkt. Der Stimmklang ist heiser, die mittlere Sprechstimmlage deutlich abgesenkt. Die Singstimme ist praktisch nicht mehr existent.
Dem Patienten wird dringend zu einer stimmchirurgischen Operation geraten. Dabei kam die Methode der plastischen Rekonstruktion zur Anwendung. Intraoperativ zeigte sich, dass sich das leukoplakische Areal flächig über die Hälfte des Stimmlippenkörpers ausgebreitet hat.
Daher wird die Methode der schonenden Dekortikation gewählt. Hierbei wird die oberflächliche Schleimhaut weitgehend entfernt. Es bleiben jedoch die unteren Anteile der Lamina propria erhalten, so dass postoperativ mit einer weitgehend guten Stimme zu rechnen ist.
In der histologischen Untersuchung konnten bereits Vorstufen eines Kehlkopfkarzinoms gefunden werden. Es handelte sich dabei um ein sogenanntes carcinoma in situ. Dieses muss als Präkanzerose gewertet werden, aus der sich möglicherweise ein Kehlkopfkrebs entwickelt hätte.
Nach 14-tägiger Stimmruhe und unterstützender medikamentöser Therapie konnte dem Patienten wieder zu einer guten Stimme verholfen werden. Der Stimmklang war dicht und klar. Die mittlere Sprechstimmlage vom Patienten wurde als weitgehend normal angegeben. Der Patient empfindet seine Stimme als angenehm und belastbar.
Nach einem weiteren halben Jahr stellte sich der Patient erneut zur Kontrolle vor. Er ist in seiner Arbeit als Musiklehrer weiterhin tätig. Die Stimme ist weitgehend normal. Die videostroboskopische Untersuchung zeigte glatte, reizlose Stimmlippenverhältnisse und eine gute Schwingungsfähigkeit beider Stimmlippen. Die operierte Stimmlippe zeigte lediglich gegenüber der nicht operierten eine geringe Einschränkung in der Randkantenverschieblichkeit.