Wann ist eine Stimmbandpolyp Operation indiziert?
Indikationen zur Stimmbandpolyp Operation:
- Heiserkeit, raue Stimme
- Schnelles Ermüden der Stimme
- Beeinträchtigung der Atmung
Ein Stimmbandpolyp ist eine meist einseitige Gewebeveränderung der Stimmlippen von unterschiedlicher Größe und Formgebung. Die Größe von Stimmbandpolypen variiert erheblich. Bei kleineren Formen kommt es meist nur zu einer minimalen Veränderung des Stimmklanges, während bei großen Formen erhebliche Heiserkeit bis hin zur Aphonie festzustellen ist.
Die Indikation für einen stimmchirurgischen Eingriff wird meistens anhand der subjektiven Stimmbeschwerden des Patienten gestellt. Dabei steht die störende Heiserkeit, die aufgrund der eingeschränkten Schwingungsfähigkeiten der Stimmlippen hervorgerufen wird, im Mittelpunkt.
Da meistens der Heiserkeitsgrad mit der Größe der Stimmbandpolypen steigt, ist der Gang zum Stimmchirurgen meist abhängig vom persönlichen Störungsempfinden bzw. von berufsbedingten Einschränkungen.
Bei sehr großen Stimmbandpolypen kann es durchaus zur Beeinträchtigung der Atmung kommen. In solchen Fällen ist neben der Heiserkeit die Beeinträchtigung der Ventilation eine dringende Indikation zur Operation der Stimmbandpolypen.
In einigen Fällen kann sich an der Oberfläche von Stimmbandpolypen eine weißliche Verhornung, die manchmal dem Aspekt einer sogenannten Leukoplakie gleicht, bilden. Solche Veränderungen sollten aus Sicherheitsgründen operativ entfernt werden, da der klinische Blick oft nicht ausreicht, eine gutartige Veränderung von einem bösartigen Prozess zu unterscheiden. In solchen Fällen ist ebenfalls ein schnelles chirurgisches Eingreifen indiziert.
Stimmbandpolyp vor der OP
Stimmbandpolyp nach der OP
Wie wird eine Stimmbandpolyp Operation durchgeführt?
Da es sich bei Stimmbandpolypen häufig um sogenannte „Blutpolypen“ handelt, die von zuführenden Kapillargefäßen gespeist werden, müssen zu Beginn einer phonochirurgischen Operation diese zuführenden Blutgefäße zunächst mit einer Mikrosonde verödet werden. Geschieht dies nicht, kann es im Verlauf der OP zu erheblichen Blutungen kommen.
Bei der von Dr. Wohlt präferierten Operationsmethode handelt es sich um eine sogenannte plastische Rekonstruktionstechnik der Stimmlippen, bei welcher das erkrankte Stimmband so operiert wird, dass nach der OP ein ungestörtes, freies Schwingungsverhalten der Stimmlippenschleimhaut möglich wird. Nur so kann nach der Operation eine klangvolle Stimme erreicht werden.
Dazu wird zunächst seitlich vom Stimmbandpolypen der Stimmlippenkörper eröffnet und die Gewebeanteile des Polypen mit dem Mikroinstrumentarium aus dem Polypensack herausgelöst. Bei intraoperativen Blutungen ist es erforderlich die Blutung, mit einem Mikrokauter zu stillen. Meist ist eine sehr sorgfältige Feinpräparation im Bereich der Stimmlippenrandkante erforderlich.
Im Gegensatz zu der früher verbreiteten Lehrmeinung, ein Stimmlippenpolyp könne mit einem einzigen Scherenschlag abgetrennt und damit die Stimmbandpolyp OP erfolgreich abgeschlossen werden, ist unter den modernen phonochirurgischen Gesichtspunkten nicht mehr haltbar.
Vielmehr ist ein filigranes feinpräparatorisches Vorgehen zum Gestalten einer glatten schwingungsfähigen Stimmbandoberfläche erforderlich.
Bei größeren Stimmlippenpolypen findet man zudem häufig einen gestielten „Fuß“ des Polypen, der im Subepithelialgewebe fest verankert ist. Es ist unbedingt erforderlich, dieses tiefliegende Gewebe ebenfalls herauszupräparieren, da sich ansonsten auf der Basis eines stehengebliebenen Polyprestes ein neuer Stimmbandpolyp ausbilden kann. Daher ist es zuweilen erforderlich, etwas tiefer im Stimmlippenkörper operativ vorzugehen.
Überschüssige Gewebeanteile des Gewebesackes des Stimmbandpolypen können vorsichtig mit dem Mikroscherchen abgetrennt werden. Die verbleibende Schleimhaut kann sorgfältig deckend über den Schleimhautdefekt gelegt werden. Nach Druckadaptation haftet die Deckschicht meistens problemlos am Stimmlippenkörper an. Manchmal macht sich der Operateur auch Techniken der plastischen Chirurgie (Keilexzision, Z-Plastik usw.) zu eigen.
Von der Verwendung von Gewebeklebern in welcher Form auch immer ist definitiv abzuraten, da es aufgrund von Verklebungen zu Stimmlippenvernarbungen kommen kann. Die Druckkompression hat sich bisher aufgrund des körpereigenen Fibrins als vollkommen ausreichend für eine plastische Deckung erwiesen.
Stimmbandpolyp vor der OP
Stimmbandpolyp nach der OP
Wie verläuft die postoperative Phase bei einer Stimmbandpolyp Operation?
- circa zehn Tage Stimmruhe
- Alkohol- und Zigarettenkonsum vermeiden
- Zwischen 4 und 6 Wochen Stimmübungstherapie
Nach einer Stimmbandpolyp OP sollte eine ca. 10-tägige Stimmruhephase eingehalten werden. In dieser Zeit kann die Wundheilung erfolgen und damit die sogenannte Reepithelisierung des Gewebedefektes.
Die Stimmruhe ist in dieser Zeit unbedingt einzuhalten. Flüstern sollte definitiv vermieden werden. Auch sollte in der Zeit der Wundheilung auf das Zigarettenrauchen vollständig verzichtet werden. Der Genuss von alkoholischen Getränken ist aufgrund der mit dem Alkohol einhergehenden Blutungsgefahr zu vermeiden.
Nach Abschluss der Stimmruhephase besteht die Möglichkeit einer stimmtherapeutischen Übungsbehandlung. Dieses ist bei Stimmlippenpolypen, die sich über längere Zeit herausgebildet haben, äußerst sinnvoll, da sich im Laufe der Zeit vokale Druckmuster verfestigt haben, die beim Patienten zu einer erneuten Stimmstörung führen können.
Die Dauer einer Stimmübungstherapie sollte vom individuellen Ansprechen des Patienten auf die einzelnen Übungen abhängig gemacht werden. Generell ist eine Therapiedauer von 4-6 Wochen empfehlenswert.